„Adipositas: Neues aus Grundlagenforschung und Praxis“

Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts erforschen die Rolle der Hormone beim Entstehen von Adipositas. Die Zwillinge Mirliauntas haben den Weg von schlanken, sportlichen Menschen, die an Adipositas erkranken und wieder gesund werden, selbst erlebt.

Professor Jens Brüning ist Professor am Max-Planck-Institut und untersucht dort die Rolle von Insulin und Leptin bei der Nahrungsaufnahme. Der menschliche Körper vollbringt jeden Tag die Leistung, die Menge der aufgenommenen Nahrung an den tatsächlichen Energieverbrauch anzupassen. Bei den meisten Menschen halten sich Kalorienzufuhr und –verbrauch in einem gesunden Gleichgewicht. Bei manchen Menschen bewirkt eine verringerte Kalorienzufuhr aber keine dauerhafte Gewichtsabnahme.

Die eineiigen Zwillinge Kosta und Philipp Mirlauntas wuchsen mit der gesunden Mittelmeerkost ihrer halbitalienischen Mutter auf, trieben kraftraubende Sportarten wie Fußball, Handball und Rugby und erreichten so Traummasse wie 95 kg bei 1,82 m bzw. 1,87 m. Als die jungen Männer ins Berufsleben einstiegen, den Sport an den Nagel hängten und begannen, sich schnell und ungesund zu ernähren, stieg ihr Gewicht langsam aber stetig. Weder diverse Diäten, noch ein Aufenthalt in einer Fastenklinik brachten nachhaltige Ergebnisse. Kosta wog schließlich 200kg (BMI 60) und Philipp 185 kg (BMI 53).

Beide entschlossen sich schließlich zu einem chirurgischen Eingriff, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Philipp wiegt heute unter 100 kg und joggt regelmäßig. Sein Bruder Kosta hat 115 kg auf den Rippen und plant, noch weitere 20 kg abzunehmen. Ausschlaggebend für die Entscheidung war der richtige Zeitpunkt und der Anspruch an sich selbst: Noch waren Zucker- und Cholesterinwerte in Ordnung. Sie wollten ihre Gesundheit und Lebensqualität nicht weiter aufs Spiel setzen.

Was war beim Stoffwechsel der sportlichen Zwillinge geschehen? Beginnt ein Mensch zuzunehmen, produziert das ansetzende, weiße Fett Leptin. Eine höhere Leptinmenge signalisiert dem Hypothalamus (steuert die vegetativen Funktionen des Körpers), dass die aufgenommene Menge an Nahrung ausreicht und die Essensmenge reduziert werden kann. Adipöse Menschen leiden unter einer übermäßigen Zunahme von Fett. Viel davon bewirkt auch viel Leptin, aber leider wird dieses Signal an den Hypothalamus „überhört“. Obwohl das Signal „Essen reduzieren“ an die Schaltzentrale gesendet wird, bewirken andere Hirnfunktionen, dass Menschen weiter zugreifen, sei es in geselliger Runde, sei es bei besonders schmackhaftem Essen. Das liegt unter anderem am Insulin, das zusammen mit dem Leptin sämtliche Vorgänge im Gehirn steuert. Beide Hormone beeinflussen maßgeblich die Nahrungsaufnahme.

Die neuen Erkenntnisse vom Einfluss der Hormone auf das Wechselspiel von Energieverbrauch und Energieaufnahme werden in Zukunft in der medikamentösen Behandlung von Adipositas eine größere Rolle spielen. Dann kann Menschen wie Kosta und Philipp vielleicht schon früher und effizienter bei der Kontrolle ihres Gewichts geholfen werden.

Quellen:
Ärzte-Zeitung online vom 06.05.2011
Stern.de vom 03.04.2011

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